Donnerstag, 5. November 2009

(M)ein Diskussionsabend mit Bundesrat Ueli Maurer in der Süri

Letzten Dienstag organisierte die SVP Mittelland-Nord (Kanton Bern) einen Diskussionsabend mit Bundesrat Ueli Maurer in der Süri. Niemand kann sich erinnern, dass jemals ein Bundesrat dort gewesen ist. Ueli Maurer sagte, dass er immer gern an solchen Orten ist, denn das sei für ihn die richtige, ursprüngliche Schweiz. Ich war fast eine halbe Stunde vorher dort und es hatte schon fast keine freien Plätze mehr. Neben mir sass übrigens Nationalrätin Andrea Geissbühler (SVP/BE), die wie ich zu "den Jungen" gehörte - bei solchen Veranstaltungen leider üblich.

Die von den Organisatoren vorgegebenen Themen waren die Armee, Kernenergie (wegen dem AKW Mühleberg in unserer Region) und die laufenden Verhandlungen über den EU-Agrarfreihandel. Bundesrat Maurer sprach ohne Notizen, aber dennoch strukturiert und verständlich rund 45 Minuten zu all diesen Themen! Wow!



Die Armee sei seit dem Fall der Maurer schlecht konzipiert worden, nämlich wie eine Einsatzarmee der NATO. Das passe jedoch nicht zur Schweizerischen Miliz-Armee. Die ganzen Reorganisationen hätten bewirkt, dass heute vieles im Argen liege (die Berner Zeitung zweifelt, ob es wirklich so schlimm ist). Für die Sicherheit müsse die Schweiz ihre Unabhängigkeit bewahren, weil sie nur selber gut zu sich schauen könne.

Derzeit sei keine valable Alternative zur Kernenergie vorhanden, da diese relativ unabhängig herstellbar, sauber und in der Schweiz sicher sei.

Das Agrarfreihandels-Abkommen, das mit der EU derzeit in Verhandlung ist, würde gemäss Ueli Maurer den Lebensmittel-Selbstversorgungsgrad der Schweiz von heute 55% auf rund 30% senken. Sehr viele Bauern müssten ihre Höfe aufgeben, die Schweiz würde verwildern und wäre nicht mehr die Schweiz, wie wir sie lieben. Und günstiger würden die Lebensmittel auch nicht.

Sein Fazit: Wir müssen in Sicherheit, Energieversorgung und Lebensmittel-Produktion unabhängig bleiben.

Ich fand es interessant und auch erkenntnisreich. Was mich persönlich daran gestört hat, war dass die Schweiz als einzig korrekte politische Grösse angeschaut wird. Weshalb sollten andere (Kantone, Nachbarländer, Supranationale Organisationen) nicht genau so gute Ergebnisse liefern können? Wieso soll die Verteidigung genau bei der CH-Grenze beginnen? Und dass ein Agrarfreihandel nicht tiefere Preise und volkswirtschaftlichen Nutzen bringt, kann ich fast nicht glauben.

Lowlight war ein Scherz (zumindest hoffe ich, dass es einer war - obwohl man es nicht ganz offensichtlich merkte. Sonst wäre dann wirklich etwas faul im Lande...): Wissen Sie, warum die Schweizer-Fussball-Nati kein Schweizerkreuz mehr auf dem Trikot hat? Bundesrat Maurer "habe gehört", dass dies wegen den vielen Muslimen in der Nati sei, die sich durch das Kreuz gestört fühlen! Deftige Äusserung von einem Bundesrat - so kurz vor der Minarett-Initiativen-Abstimmung!



Als Geschenk hat Bundesrat Maurer einen Fleisch-Blumenstrauss aus der Dorf-Metzg Jaun in Neuenegg erhalten.

Alles in Allem ein durchaus gelungener und interessanter Abend!

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