Samstag, 9. Januar 2010

Kommentar von Martin Binswanger in "Das Magazin"

Im heutigen Magazin fand ich folgenden Kommentar, der sich mit meinen Überlegungen recht gut deckt:

"Trotz der Finanzkrise beendet die Schweiz die Nullerjahre im internationalen Vergleich als Gewinnerin.
[...]
Trotz der Krise bildeten die Nullerjahre für die Schweiz eine Periode des Aufholens. Unser verlorenes Jahrzehnt waren die Neunziger. Fast während der gesamten Dekade vor der Jahrtausendwende war unser Land bei Wirtschaftswachstum und Produktivitätsgewinn das europäische Schlusslicht. Eine verfehlte Geldpolitik und eine schwere Immobilienkrise trugen damals bei zur Schwächung des Schweizer Standorts. Am stärksten wurde die Schweizer Volkswirtschaft aber vom EWR-Nein belastet. Während andere ehemalige Efta-Staaten wie Finnland oder Österreich in den Neunzigerjahren massiv zulegten, geriet unser Land in eine fast japanische Stagnation....Seit 2005 überflügelt die Schweizer Wirtschaft die europäische Konkurrenz. Das Gesamtpaket der Bilateralen brachte uns in etwa dieselben Vorteile, wie sie auch der Beitritt zum EWR gebracht hätte. Die gute Nachricht lautet, dass wir wieder vorne dabei sind. Die schlechte heisst: Wir haben Zeit und Ressourcen verschwendet.
[...]
...wollen all diejenigen, die nun demagogisch gegen «Überbevölkerung» und «deutschen Filz» zu Felde ziehen, zurück in den Zustand der Stagnation, welcher vor der Personenfreizügigkeit bei uns geherrscht hat? Beim Wettbewerb um die besten Köpfe war die Schweiz in den Neunzigern chancenlos. Drehen wir jetzt das Rad zurück, verlieren wir aufs Neue ein Jahrzehnt.
[...]
Die Schweiz hat über zehn Jahre gebraucht, um auf die Neuordnung Europas nach dem Mauerfall vernünftig zu reagieren.
[...]
Werden wir wieder eine ganze Dekade mit sinnlosen Rückzugsgefechten verschwenden? Werden wir italienische und französische Steuerhinterzieher trotz allen Absichtserklärungen bis zuletzt zu schützen versuchen? Werden wir uns weiter verbissen gegen den automatischen Informationsaustausch stemmen, obschon er nur für die Schwarzgeldindustrie ein Problem ist? Das Verteidigen von hoffnungslosen Defensivpositionen ist keine Strategie. Wir sollten besser dafür sorgen, dass endlich der EU-Markt aufgeht für die helvetischen Finanzdienstleister und dass sich ihnen neue Expansionsmöglichkeiten bieten.[...]"

Quelle: Das Magazin, 08.01.2010, S. 6

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen