Sonntag, 15. August 2010

Qualität der Medien: Leidet die Demokratie?!

Gestern wurde das Jahrbuch Qualität der Medien der "Stiftung Öffentlichkeit und Gesellschaft" veröffentlicht, die ein düsteres Bild von der Qualität der Schweizer Medien zeichnet.

Dazu einige Gedanken:
- "Die Informationsmedien vernachlässigten ihre Funktion, die Bürgerinnen und Bürger über das politische Geschehen aufzuklären". Wie hier auch schon festgestellt, hat das Interesse an der Politik in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Ich bin je länger, desto mehr sicher, dass wir das als Zeichen deuten können, dass in der Schweiz die Politik im Grossen und Ganzen eben gut funktioniert und die Leute keine Notwendigkeit sehen, einzugreifen. Medien sollen sich richtigerweise an den Interessen der Leserschaft orientieren.
- "Die publizistische Versorgung durch qualitätsschwache Medien im Internet und der gedruckten Presse werde weiter zunehmen": Ist das Internet ein qualitätsschwaches Medium? Ich sehe es eher als flexibles Medium. Wenn ein (politisches) Thema interessiert, dann kann in Blogs und in den Social Media breit darüber diskutiert werden - richtig demokratisch. Umso wichtiger finde ich, dass die (jungen) Leute immer wieder zu kritischem Hinterfragen und genauen Verstehen und Hinsehen ermuntert werden.
- "Gratik-Kultur": Ich gebe zu, die gedruckten Zeitungen haben es seit dem Aufkommen des Internets schwer. Dass ganze Branchen durch technische Innovationen untergehen, ist normal (Bergbau, Segelschifffahrt, Kutschen, etc.). Aber ich bin sicher, dass sich nach einer Phase der Anpassung Modelle herauskristallieren werden, die auch im Internet guten Journalismus erlauben (pay per article, werbefinanziert). Aber es ist natürlich auch klar, dass dadurch nicht weiterhin die grösste Zeitungsdichte der Welt aufrecht erhalten werden kann. Weitere Zeitungen werden sich zusammenschliessen oder untergehen. Und wie ich schon vielen gesagt habe, fände ich den Tages-Anzeiger mit einem bernischen Lokalteil nicht schlechter für Bern als BZ und Bund - die beide ja schon zum Tamedia-Konzern gehören. Also Tamedia, warum nicht konsequent umsetzen, was früher oder später ohnehin kommt?

Spannend der letzte Satz in der Zeitungs-Version des Artikels: "Längerfristig jedoch [...] sei qualitativ guter Journalismus wohl auf öffentliche oder private Förderung angewiesen". Das lässt mich befürchten, dass diese Stiftung gegründet wurde, um Subventionen zu erreichen. Oder doch zumindest den reduzierten Mehrwertsteuer-Satz für die Print-Presse zu behalten. Und ob dann Jounalisten, die faktisch Staatsangestellte sind, besser für die Demokratie wären, bezweifle ich doch sehr startk.

Übrigens: Wer die BZ nicht mehr abonnieren will, kann sich auf http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/ bzw. http://www.bernerzeitung.ch/region/freiburg/ recht gut informieren.

Quellen:
BernerZeitung.ch
Media Museum

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